Viel zu früh muss die SPD Hessen-Süd von ihrem Geschäftsführer Karlheinz Pfaff Abschied nehmen. Dabei klingt der volle Name völlig fremd. Ich nehme hier Abschied von Karlheinz.
41 Jahre hat er für die SPD gearbeitet, noch länger war er Mitglied. Beim Nachrechnen habe ich festgestellt, von den 41 Jahren war ich 21 Jahre irgendwie sein Chef. Und so sitze ich hier wie der Teil eines alten Ehepaares, bei dem Zuneigung und Streit ein eigenes Gleichgewicht gefunden haben. Jetzt fehlt beides.
Man könnte sagen, Karlheinz hat in den 41 Jahren einen guten Job gemacht, aber das wäre zu wenig. Er hat die SPD zu einem Teil seines Lebens gemacht und seine Lebenskraft hineingesteckt – bis zuletzt. Karlheinz hat von sich immer zuviel verlangt, aber auch zu viel von anderen.
Er war ein Beispiel für den Aufstieg in der SPD: vom Handwerker zum gleichwertigen Gesprächspartner von Abgeordneten und Ministern. Das Selbstbewusstsein war da. Wer einmal erlebt hat, mit welchem Nachdruck er Minister zu Wahlkampfauftritten gedrängt hat, weiß wovon ich rede. Viele Amtsinhaber sind Karlheinz dankbar, weil er ihnen geholfen hat auf dem Weg zu Amt und Mandat, unzählige Wahlkämpfe, die er versucht hat, zum positiven zu wenden. Für sich selber konnte er diesen Weg nicht realisieren. Auch bei persönlichen Problemen hat er sich eingesetzt. Lange Nächte der Diskussion bei Lebenskrisen, Begleitung und Unterstützung bei Krankheit, wochenlanges Bemühen um Austrittswillige.
Politisch hat er sich eingesetzt, für die, die besonders viel Unterstützung brauchen, für Chancengleichheit und Wahlrecht bei Migranten, für Flüchtlinge, für Jugendliche ohne Perspektive.
Da fand er neben der Arbeit immer noch zusätzliche Zeit. Karlheinz war ein politischer Kämpfer, Asylrecht, Hartzgesetze, Atomenergie, dort wo er was nicht in Ordnung fand, hat er Position bezogen. Die Jusos nannten ihn zu Recht einen „Juso auf Lebenszeit“.
Wo andere längst aufgegeben hatten, hat er weiter gekämpft. Solche Menschen, die nicht aufgeben, brauchen wir mehr. Er hatte nie ein politisches Hauptamt und gehört dennoch zu den prägenden Politikern der südhessischen SPD. Wir trauern um einen aufrechten, unbeugsamen Sozialdemokraten. Wir trauern um den Freund an unserer Seite.
Danke für alles, Karlheinz!
Karlheinz Pfaff starb am 19. Juli 2015