„Hochschule funktioniert nicht ohne ausreichende Finanzierung der Infrastruktur!“

Bei einem Rundgang am Campus der University of Applied Science (FH Frankfurt) präsentierte Konrad Zündorf einerseits das 2009 neueingeweihten Wohnheime in der Rat-Beil-Straße und die „Flexible Betreuung an der FH Frankfurt“. Hier können sowohl Studierende als auch Beschäftigte ihre Kinder gerade in Übergangsphasen und in Sondersituationen in die Obhut pädagogischen Fachpersonals geben, um die Vereinbarkeit mit Studium und Arbeit sicherzustellen.

Die Schwerpunkte des Gespräches lagen auf den Kernaufgaben der Studentenwerke und deren schwieriger Finanzierung: Wohnen, Verpflegung, sozial-finanzielle Beratung und Kinderbetreuung.

Insbesondere die Wohnraumsituation stellt sich – gerade im Rhein-Main-Gebiet – für Studierende sehr angespannt dar und Mieten machen in der Regel einen großen Teil der Lebenshaltungskosten aus. Die Wohnheime der Studentenwerke werden mit Zuschüssen des Landes gebaut, dennoch müssen in der aktuellen Marktlage die Studentenwerke in Frankfurt und Darmstadt auch hier pro Wohneinheit zwischen 300 und 400 Euro veranschlagen, obwohl der Wohnzuschlag im BAföG beispielsweise lediglich bei maximal 230 Euro liegt. Um hier effektiv günstigeren Wohnraum zu schaffen, müssten die Landeszuschüsse von derzeit 32.00 Euro verdoppelt werden und wie etwa in Bayern bei 60.000€ pro Platz liegen.

Darüber hinaus sind die hessischen Studentenwerke in Auftragsverwaltung für das Land Hessen mit der Beantragung und Bewilligung des BAföG für hessische Studierende betraut. „Um jedoch eine schnelle und rechtssichere Bearbeitung zu gewährleisten, brauchen sie dafür ausreichende finanzielle Mittel und Personal. Nur so lässt sich verhindern, dass Studierende, die BAföG-Ansprüche haben, ihr Studium abbrechen, weil sie schlicht und einfach ihren Lebensunterhalt zwischen Uni und Nebenjob nicht aufbringen können“, so Gernot Grumbach.

Bei dem Gespräch ging es zudem um Fragen der Kinderbetreuung, um sowohl Ausbildung und Job als auch Familienplanung vereinbaren zu können – ein Herzensthema Grumbachs. In den letzten Jahren konnten die Studentenwerke ihre Kapazitäten hier ausbauen. Die Zahl der Studierenden unter den Antragsgesuchen für Betreuungsplätze nimmt jedoch immer mehr zu, ist beispielsweise in Darmstadt von 60 auf 100 Prozent gestiegen. Gerade in den Randzeiten nach Schließung regulärer Kindertagesstätten wird damit Betreuung immer wichtiger, da der Regelbetrieb der anderen Einrichtungen hier endet, Vorlesungen und Seminare jedoch stattfinden.

„Ein Studium braucht auch infrastrukturelle Voraussetzungen, damit es für alle, die es wollen, auch möglich ist und nicht am Geldbeutel der Eltern scheitert. Das muss in seiner Relevanz für ein gerechtes Bildungssystem in Hessen und Deutschland immer wieder betont werden. Dafür baucht es auch finanziell gut ausgestattete Studentenwerke.“, resümierte Andrea Ypsilanti.

Gernot Grumbach ergänzte: „Hochschulen funktionieren nicht ohne ausreichende Finanzierung der Infrastruktur! Studierende und Beschäftigte – also diejenigen, von denen wir wollen, dass sie die Universitäten und Hochschulen mit ihren Fähigkeiten nutzen und voranbringen – müssen sich gleichzeitig ein Leben hier vor Ort leisten und verlässlich planen können.“